Freitag, 9. Mai 2014

Rezension | Ava Dellaira – Love Letters to the Dead

Auf dieses Buch bin ich durch Emma Watsons Tweet vor einiger Zeit gestoßen, in dem sie der Autorin Ava Dellaira mitteilte, dass sie das Buch geliebt habe. Da ich Emma richtig toll finde und ihren Geschmack sehr schätze, habe ich mir das Buch auf die Wunschliste gesetzt. Am ersten Mai ist es bei Hot Key Books erschienen und ich habe es nun neben dem derzeitigen Harry-Potter-Reread gelesen.


Das Format ist leicht beschrieben: Laurel beginnt gerade ihr Leben an einer amerikanischen High School, nachdem sie nur wenige Monate zuvor ihre ältere Schwester May bei einem Unfall verloren hat. Im Englischunterricht bekommt sie die Aufgabe, einen Brief an eine tote Person zu verfassen. Laurels erster Text richtet sich an Kurt Cobain und von da an erzählt sie tagebuchartig von ihren Erlebnissen in ebensolchen Briefen an große, verstorbene Persönlichkeiten. 

Wer The Perks of Being a Wallflower von Stephen Chbosky gelesen hat (übrigens ein grandioses Buch!), ist mit dem Genre bereits bestens vertraut. Love Letters to the Dead ist ebenfalls ein Jugendbuch, das ein traumatisches Erlebnis aus der Sicht einer/-s Jugendlichen aufarbeitet. Langsam, ganz langsam wird aufgedeckt, was denn nun eigentlich geschehen ist. 

Bei Perks war ich gefesselt vom facettenreichen Innenleben des glaubwürdigen Hauptcharakters. Leider hatte ich bei Love Letters die ganze Zeit das Gefühl, dass die Autorin mit ihrem Debütnovel alles richtig machen wollte und die junge Laurel deswegen überzeichnet hat. Sie ist das stille Mädchen, das seine Schwester idolisiert hat und dies auch nach deren Tod in ungesundem Maße tut, und jetzt irgendwie auf die schiefe Bahn gerät, aber auch nicht so richtig. 

Die Toten, die sie mit ihren Gedanken betraut, sind so ausgewählt, dass ich beim Lesen immer dachte, dass die Autorin wohl deren Fan ist und dem Leser unbedingt die tragischen Schicksalsschläge, die zu ihren Toden führten, mitteilen, ja, ihn beinah belehren möchte. Viele Briefe bestehen zu großen Teilen aus Nacherzählungen der biografischen Fakten(?) eines jeden Toten. Ganz ehrlich? Interessiert mich nicht die Bohne. Diese Passagen bringen meiner Meinung nach die Erzählung überhaupt nicht voran und auch das absichtliche Vorenthalten der genauen Umstände zu Mays Unfall wurde mir schnell langweilig. Chbosky hat in Perks eine weitaus handfestere Persona kreiert als Dellaira es hier hinbekommen hat. Laurel war mir zu vorhersehbar und zu unglaubwürdig, v. a. wenn es um die toten Berühmten ging. Wie viele Vierzehnjährige beschäftigen sich ausgiebig mit Kurt Cobain, Judy Garland, E. E. Cummings, River Phoenix, Jim Morrison Amelia Earhart etc., auch wenn sie in der amerikanischen Popkultur aufwachsen? Einzig mit Heath Ledgers und Amy Winehouses Auftreten konnte ich mich anfreunden. Daher rührt mein Empfinden, die Autorin sei presönlich fasziniert von diesen Menschen und wollte ihr Wissen über sie unbedingt verschriftlichen. Das finde ich grundsätzlich auch in Ordnung, aber es passt m. E. einfach nicht in diesen Roman. 

Wer Looking for Alaska von John Green gelesen hat, wird seine Gedanken bei Dellaira wiederfinden. Sie hat etwas von Greens Hauptfigur Miles und seinem love interest Alaska in Laurel und ihren Freunden verwurstet. Der Stil ist eine Mélange aus Green und Chbosky, aber leider schlechter, da er forciert und unnatürlich wirkt. Ich habe generell ein Problem damit, wenn Hauptcharaktere so traumatisiert dargestellt werden, dass sie nicht einmal in privaten Briefen, die als Tagebuch fungieren, damit rausrücken, was eigentlich so traumatisch war. Das ist ein Konzept, das ich nicht nachvollziehen kann. Dass man mit Freunden und Familie nicht darüber sprechen kann, ja. Aber im Tagebuch? Wozu führt man es dann? Vielleicht gehe ich hier zu hart ins Gericht, aber das war für mich jedenfalls ein Dämpfer beim Lesen. 

Obwohl es sich jetzt so zerreißend liest, was ich hier schreibe, war es doch ein lesenswertes Buch und ich bereue die Zeit nicht, die ich mit Laurel verbracht habe. Das Konzept ist gut, die Umsetzung bleibt verbesserungswürdig.
Love Letters hat meine Erwartungen zwar nicht erfüllt, aber es ist trotzdem ein schönes Debütwerk, das zum Nachdenken anregt. 3/5 Sterne.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen