Sonntag, 1. Juni 2014

Rezension | Orson Scott Card – Ender's Game


Mein Bruder hatte mich letztes Jahr auf Ender's Game aufmerksam gemacht, als ich mich auf meine Abschlussklausur in Englischer Literaturwissenschaft zum Thema Dystopien vorbereitete. Damals habe ich andere Werke zum Thema ausgesucht (Brave New World, 1984, etc. – i. e. die bekanntesten unter ihnen) und hatte erst einmal keine Lust mehr, nach fünf Dystopien eine weitere zu lesen. So verging ein Dreivierteljahr, bis ich nun endlich die Ender's-Game-Datei auf meinem Kindle öffnete und das Buch las. Es ist ja schon ein wenig älter (in den 1970ern und 80ern verfasst), aber der Inhalt klingt nach wie vor aktuell:

Die Regierung lässt hochintelligente Kinder 'brüten', um die kleinen Genies im Krieg gegen Aliens, im Englischen sogenannte 'buggers', einzusetzen. Ender Wiggin, sechs Jahre alt, erweist sich als besonders klug und demnach als potenzieller Commander für die zukünftige Siegesflotte. Dafür wird er einzogen und muss seine Eltern, seine geliebte Schwester Valentine und seinen gewalttätigen Bruder Peter auf der Erde zurücklassen. Irgendwo im Weltall wird er Schüler der Battle School, die die Kinder im Kriegführen lehrt. Ender hat mit Isolation, Einsamkeit, Rivalität, Gewalt und jeder Menge Druck von oben zu kämpfen, während seine Geschwister auf der Erde via Internet zwei gewaltige Internetpersonas erschaffen, durch die sie die Welt zu ändern gedenken.

Klingt etwas trocken, ist es auch. Mir gefielen Cards Ansätze sehr gut: das Zwangszeugen von Kindern mit hohem IQ, die Art, wie das Internet (vor 30 Jahren!) schon instrumentalisiert wurde, die Art der zwischenmenschlichen Manipulation. Ich wollte das Buch wirklich mögen, aber für mehr als "es ist okay" reicht es bei mir dann leider doch nicht. Die Kapitel sind unendlich lang (das längste, so zeigte mein Kindle mir an, dauerte – ohne Witz – anderthalb Stunden; im Schnitt waren es 45–60 Minuten), die 'mock battles' der Kinder im Training ziehen sich wie Kaugummi, da sie bis ins kleinste Detail beschrieben werden. Die Figuren sind eigentlich gut ausgearbeitet, aber aufgrund der unnötigen Beschreibungen dieser Kämpfe konnte ich mich ihnen nicht emotional nähern. Mir war eigentlich egal, was letztlich dabei herauskam. Der Plottwist am Ende hat mich dann doch wohlgefallend überrascht, aber mehr als ein "Oh?! Nicht schlecht" konnte auch er mir nicht entlocken.
Ich habe noch nie wirklich Science Fiction gelesen – womöglich ist mir Ender's Game einfach zu Sci-Fi-lastig und ich sollte eher dem Fanstasygenre treu bleiben. ;)
2,5/5 Sterne.