Ich gebe es zu, ich bin ein großer Fan von Shopping Queen.
There, I said it. Lange habe ich mich gegen das Format gewehrt, bis ich an
Weihnachten bei meiner Familie daheim war und die Sendung eines Samstags in
Dauerschleife lief. Ich saß auf dem Sofa und lernte für meine letzte
Abschlussprüfung. Ab und an riskierte ich einen Blick auf den Fernseher. Erst
im 30min-Takt, dann häufiger und plötzlich ertappte ich mich, wie ich
mitfieberte. „Nein, nicht das Outfit, das steht Dir nicht! Das blaue Kleid sah
so gut aus! Arrrgh.“
So schnell war es um mich geschehen. Guido-Maria Kretschmers
Art und sein Modewissen haben mich in ihren Bann gezogen und weil ich seinen
Umgang mit dem Körper des 08/15-Menschen bewundere sowie seine Meinungen
schätze, habe ich mir sein Buchdebüt
Anziehungskraft (Edel Germany Verlag) gekauft. Dort
diskutiert Kretschmer verschiedene Körpertypen, natürlich stereotypisiert,
erklärt, wo jeweilige Stärken und Schwächen der Formen liegen und wie man
ebenjene am besten betont bzw. kaschiert. Ich hatte mir Moderatschläge vom
Experten erhofft. Nach und nach las ich Seite für Seite, machte mich mit der
zarten Elfe, der Walküre, der H-Form, der X-/O-/V-/A-Figur vertraut. Von Zeit
zu Zeit fand ich Ähnlichkeiten zu meinem Körper, hauptsächlich jedoch nicht.
Als ich das letzte Kapitel erreichte, machte sich Enttäuschung breit. Jetzt
wusste ich immer noch nicht, was meiner Figur schmeichelte. Im Nachwort
schreibt Kretschmer, dass es in keiner Weise möglich sei jede Frau zu
beschreiben, ihre Figur zu erfassen. Wir seien alle eine Mélange aus
verschiedenen Körperformen. Vielleicht haben wir schlanke Arme, dafür aber
stämmige Beine. Einen runden Bauch, aber kleine Brüste. Oder umgekehrt.
Letztlich verstehe ich natürlich, dass wir Mischtypen sind,
kann meine Enttäuschung aber nicht verbergen. Ich wünschte, Kretschmer hätte
diese Worte im Vorwort verwendet, denn dann wäre ich mit anderen Erwartungen an
das Buch herangegangen.
Nichtsdestotrotz beschert uns Kretschmer ein kurzweiliges
Leseerlebnis. Wie gewohnt charmant spickt er jedes Kapitel mit Anekdoten aus
dem echten Leben und zeigt seinen Lesern so seine Publikumsnähe und
Bodenständigkeit. Das Buch ist gut durchdacht: Jedes Kapitel widmet sich einem
Figurtyp. Eine Anekdote leitet ein, danach geht der Autor ins Detail und
abschließend gibt es eine kurze Zusammenfassung sowie Dos and Don’ts der
Stilberatung. Der Schreibstil ist unterhaltsam und leicht verständlich. Da
meine Erwartungen allerdings nicht erfüllt wurden, entschuldige Guido (mir hat
das Buch wirklich gefallen!), gibt es von mir nur 3,5/5 Sterne.
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