Samstag, 15. März 2014

Rezension | Anziehungskraft – Stil kennt keine Größe


Ich gebe es zu, ich bin ein großer Fan von Shopping Queen. There, I said it. Lange habe ich mich gegen das Format gewehrt, bis ich an Weihnachten bei meiner Familie daheim war und die Sendung eines Samstags in Dauerschleife lief. Ich saß auf dem Sofa und lernte für meine letzte Abschlussprüfung. Ab und an riskierte ich einen Blick auf den Fernseher. Erst im 30min-Takt, dann häufiger und plötzlich ertappte ich mich, wie ich mitfieberte. „Nein, nicht das Outfit, das steht Dir nicht! Das blaue Kleid sah so gut aus! Arrrgh.“ 

So schnell war es um mich geschehen. Guido-Maria Kretschmers Art und sein Modewissen haben mich in ihren Bann gezogen und weil ich seinen Umgang mit dem Körper des 08/15-Menschen bewundere sowie seine Meinungen schätze, habe ich mir sein Buchdebüt Anziehungskraft (Edel Germany Verlag) gekauft. Dort diskutiert Kretschmer verschiedene Körpertypen, natürlich stereotypisiert, erklärt, wo jeweilige Stärken und Schwächen der Formen liegen und wie man ebenjene am besten betont bzw. kaschiert. Ich hatte mir Moderatschläge vom Experten erhofft. Nach und nach las ich Seite für Seite, machte mich mit der zarten Elfe, der Walküre, der H-Form, der X-/O-/V-/A-Figur vertraut. Von Zeit zu Zeit fand ich Ähnlichkeiten zu meinem Körper, hauptsächlich jedoch nicht. Als ich das letzte Kapitel erreichte, machte sich Enttäuschung breit. Jetzt wusste ich immer noch nicht, was meiner Figur schmeichelte. Im Nachwort schreibt Kretschmer, dass es in keiner Weise möglich sei jede Frau zu beschreiben, ihre Figur zu erfassen. Wir seien alle eine Mélange aus verschiedenen Körperformen. Vielleicht haben wir schlanke Arme, dafür aber stämmige Beine. Einen runden Bauch, aber kleine Brüste. Oder umgekehrt. 

Letztlich verstehe ich natürlich, dass wir Mischtypen sind, kann meine Enttäuschung aber nicht verbergen. Ich wünschte, Kretschmer hätte diese Worte im Vorwort verwendet, denn dann wäre ich mit anderen Erwartungen an das Buch herangegangen. 

Nichtsdestotrotz beschert uns Kretschmer ein kurzweiliges Leseerlebnis. Wie gewohnt charmant spickt er jedes Kapitel mit Anekdoten aus dem echten Leben und zeigt seinen Lesern so seine Publikumsnähe und Bodenständigkeit. Das Buch ist gut durchdacht: Jedes Kapitel widmet sich einem Figurtyp. Eine Anekdote leitet ein, danach geht der Autor ins Detail und abschließend gibt es eine kurze Zusammenfassung sowie Dos and Don’ts der Stilberatung. Der Schreibstil ist unterhaltsam und leicht verständlich. Da meine Erwartungen allerdings nicht erfüllt wurden, entschuldige Guido (mir hat das Buch wirklich gefallen!), gibt es von mir nur 3,5/5 Sterne.

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